Donnerstag, 28. Mai 2009

Beim Höhentraining mit der High-Heels-Trainerin

Am Höhenflug auf 14 Zentimetern sind selbst Germany's Next Topmodels schon gescheitert. Stolpern, umknicken, steckenbleiben, hinfallen.

Elf Zentimeter hohe Pumps - eigentlich nicht zum Laufen gemacht.

© dpa

Auf High Heels kriegen viele Frauen schnell die Absatz-Krise. Dabei machen Stilikonen wie Victoria Beckham, Sarah Jessica Parker und Heidi Klum vor, dass es auch anders geht. "High Heels machen einfach schön, weiblich und sexy", meint die Berliner Tanzlehrerin Ksenia Kotina. Nach den Modemetropolen New York und London gibt es deshalb jetzt auch in Berlin "Walk on heelz" - einen Stöckelschuh-Kurs. Denn "Jeder kann das Laufen auf hohen Absätzen lernen", sagt die gebürtige Moskauerin Kotina.

Ein roter Teppich wird ausgerollt im Kellerraum der Tanzschule Vivace in der Nähe des Berliner Ku'damms. Auf dunkelroten, 14 Zentimeter hohen Lack-Stilettos macht die 25-Jährige mit Ballettausbildung vor, was ihre Schülerinnen in zwei Tagen lernen sollen: Langsame, elegante Schritte in wackeliger Höhe. "Laufen auf High Heels ist kein Hexenwerk" beruhigt die Balletttänzerin. "Viele Frauen gehen einfach viel zu verkrampft ran - und dann wackeln sie oder stapfen. Dabei kommt es eigentlich nur auf starke Füße an".

So beginnt das Höhentraining dann auch wie eine Einheit im Fitnessstudio mit Aufwärmen und Dehnen. Im Sitzen proben die Teilnehmerinnen die "High-Heels-Position": Das Fußgelenk gestreckt, die Zehen angewinkelt. "Viele Mädchen die herkommen, hatten noch nie Stöckelschuhe an", sagt Kotina. Im Kurs merken sie schnell, dass zum sicheren Gang auf hohen Absätzen nicht nur trainierte Waden, sondern auch gute Bauch-, Oberschenkel- und Rückenmuskulatur gefragt sind. Die Angst vor dem Muskelkater wächst.
Doch für den modischen Höhenflug auf zehn bis 14 Zentimetern nehmen die Berlinerinnen einiges in Kauf. Da stört auch nicht, dass drei Stöckel-Stunden 99 Euro kosten.

"In Berlin lebt genau das richtige Publikum für meinen Kurs", ist Kotina überzeugt. Die Berliner seien modisch immer auf dem neusten Stand. Und wer im Trend liegen will, muss eben hoch hinaus - nicht nur beim großen Stiletto- Rennen im Juli am Ku'damm.

Für ein Rennen auf High Heels ist Katrin Heckert noch nicht bereit. Mit unsicheren Schritten dreht die Berlinerin ihre erste Runde auf dem roten Teppich. Die Schuhe mit dem Zehn-Zentimeter- Absatz hat sie gestern erst gekauft, den Kurs belegt sie "vor allem, um meine Körperhaltung zu verbessern". 90 Minuten dauert das Training, zuerst barfuß, dann mit Schuhen, später im Slalom und mit dem Buch auf dem Kopf. Aus zögernden Schritten wird ein fester, selbstbewusster Gang. "Ich habe noch keinen hoffnungslosen Fall erlebt", sagt Kotina. Laufen könne schließlich jeder Mensch. Nur Geschäftsfrauen täten sich manchmal schwer: "Die wollen ihre Weiblichkeit nicht zeigen."

Die meisten der Stöckelschuh-Schülerinnen sind um die 30 Jahre alt, die jüngsten gerade 16, die ältesten über 50. Sie proben für Abi-Ball, Hochzeit und Vorstellungsgespräch. Oder, wie Tomke Eger, für ihren Mann: "Der hat immer gesagt, ich soll nicht laufen, wie ein Mann." Damit sei es jetzt vorbei.

Angst vor schmerzenden Füßen haben die Stöckel-Schülerinnen nicht, obwohl Ärzte schon seit langem vor dem Laufen auf High Heels warnen. "Denen widerspreche ich nicht", räumt Kotina ein. Aber sie ist sicher: "Wer eine starke Muskulatur hat, schadet sich nicht." Die Balletttänzerin spricht aus Erfahrung: In ihrem Schuhschrank steht neben den High Heels nur ein einziges Paar Sneakers: "Zum Autofahren."

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